8.10. Verlustreiche Geduldsproben
Als ich mich vor der Abzweigung nach Sogn bereits in Sicherheit vor dem Regen währte, öffnete der Himmel für die letzten 10 Minuten meiner Fahrradfahrt seine Schleusen, sodass ich mit weithin hörbaren, quietschenden Schuhen die Gänge in der Molpat flutete.

Gezwungenermaßen fügte ich mich dem laborüblichen Aufbereiten der Daten in Excel-Tabellen und verbrachte den gesamten Arbeitstag damit, meine LOH-Analysen zu interpretieren und in ein herzeigbares Dokument auszulagern. Während der Mittagspause klärte Ingun mich über den näheren Ablauf des kakelunsj am Freitag auf. Neben matpakke und Kuchen stand eine Rotweinverlosung auf dem Programm, bei der ich mein Glück versuchen wollte.

Mit zwei sehr erfreulichen Neuigkeiten verließ ich heute das SINTEF. Einerseits werden Lisa und Stine auch an der Forschungstagung teilnehmen, wovon ich mir zwei amüsante und kurzweilige, fast schon denkwürdige Tage verspreche. Andererseits erhielt ich die frohe Botschaft, dass ein Musikerkollege in Zwettl zum dritten Mal Vater geworden war. Gratulerer med babyen, Michi!

Weniger rosig verlief hingegen mein anschließender Ausflug in das Stadtzentrum. Dass ich immer noch ohne Rücklicht unterwegs war, bereute ich spätestens bei der Einfahrt in einen Tunnel, die für Radfahrer nicht dezidiert verboten war. Eingeschüchtert von dem Höllenlärm durch die Belüftungssysteme zuckte ich bei jedem vorbeifahrenden Kraftfahrzeug zusammen und fuhr fast schon in Schräglage an der Wand entlang. Für einen weiten, oberirdischen Bogen um den zweiten Tunnel nahm ich sogar den provokanten Regenschauer in Kauf. Dank der XL-Warnweste eines österreichischen Pannendienstes erreichte ich schließlich unfallfrei das Einkaufszentrum.

Bei Clas Ohlson, einem günstigen Baumarkt, besorgte ich zufällig das gleiche Beleuchtungs-Set, das bereits zuvor auf meinem Leihrad von Gordon montiert worden war. An der Kassa bemerkte ich verärgert den Verlust eines Handschuhs. Als ich lautlos milde schimpfend das Einkaufszentrum verließ, entdeckte ich, am Staubfänger der Drehtür hängen geblieben, meinen leicht ergrauten Handschuh. Die Freude währte jedoch nur kurz, da ich wenig später geschlagene 15 Minuten am Fahrradschloss drehte, rüttelte und riss, zog und zerrte, bis es endlich die Gnade hatte, aufzuspringen. Seit geraumer Zeit kämpften Andi und ich mit diesen billigen Fahrradschlössern von Clas Ohlsson, deren mittlere Aufsperrzeit tendenziell steigt, während die Einzelereignisse immer stärker streuen.

Als zu Hause mein dritter mitgebrachter Bleistift, sofern er diesen Namen ob seiner Winzigkeit verdient, unauffindbar war, schob ich nach einem beschwörenden Blick auf den Kalender alle Missgeschicke des Tages auf den Vollmond und hatte in ihm einen genügsamen Sündenbock gefunden.