Sonntag, 12. Oktober 2014
12.10. Ein österreichischer Sonntag
Während ich am frühen Morgen bei prasselndem Regen mein nächstes, in Roberts Brotbackform mit Haferflocken-Beschichtung zu ansehnlicher Höhe aufgegangenes Sauerteigbrot ins Rohr schob, hörte ich in einem österreichischen Radiobericht die richtiggestellten Temperaturverhältnisse. Österreich wurde von einem kräftigen Südföhn heimgesucht, der lokal für Temperaturen über 20°C sorgte. Nachdem sich in Oslo nachmittags die Sonne durchgesetzt hatte, krochen die Stadtbewohner in Scharen aus ihren Höhlen und bevölkerten laufend, Rad fahrend oder schlendernd die Gehsteige. Sobald die Sonne jedoch hinter dem Rauchfang des gegenüberliegenden Wohnhauses untergetaucht war, verlor mein Leseplatz am Balkon schlagartig seinen Genussfaktor. Morgen würde ich zwar trocken in die Arbeit gelangen, aber es könnte durchaus frostig werden. Im hohen Norden lauert bereits polare Kaltluft und wartet auf ihre Einreiseerlaubnis nach Norwegen. Aus heutiger Sicht würde sie diese am Mittwoch erhalten.

Angelockt vom herrlichen Duft in der Küche, der von Brot, klassisch österreichischem Hendl und Apfelstrudel herrührte, statteten uns einige Wespen einen Besuch ab. Zumindest beim norwegischen Wetterdienst konnte ich keine Informationen auftreiben, inwieweit dieses Ereignis in Oslo Mitte Oktober der Normalität entspricht.

Steffi und ich werden trotz des bevorstehenden Kälteeinbruchs am Sonntag an den Start der Bygdøymila gehen, weil Andi mit seiner Einwilligung, uns die Startgebühr über sein norwegisches Bankkonto vorzustrecken, jegliche Ausflüchte aus dem Weg geschafft hat. Da es morgens mittlerweile recht spät hell wird, wie die heutigen Sonnenauf- und -untergangszeiten beweisen, schätze ich mittlerweile den für 12 Uhr angesetzten Start.

Oslo: 7:47 und 18:19
Wien: 7:08 und 18:13



11.10. Arbeitssamer Samstag
Nach einem weckerlosen Ausschlafen schnürte ich meine Laufschuhe und zog den Sonntagslauf auf Bygdøy um einen Tag vor, um ihn bei Sonnenschein und in kurzem Gewand zu genießen. Morgen würde es vormittags erneut regnen. Damit sollte wohl die Niederschlagsbilanz vom September aufgebessert werden, die für die Wetterstation Oslo Blindern mit 42 l/m2 weniger als die Hälfte des klimatologischen Mittels betrug und dafür lediglich 5 Tage benötigte (Quelle: www.yr.no).

Bereits nach den ersten Metern stellte sich wegen der sichtbaren Atemluft und aufziehenden Bewölkung die Kleiderwahl als ziemlich gewagt heraus, was zahlreiche Begegnungen mit eingemummten Sportlern unterstrichen. Ironischerweise klarte nach meiner Rückkehr der Himmel für den Rest des Tages auf.

Als sich nachmittags während des Verfassens lange zurückliegender Blog-Einträge eine Schreibblockade einstellte, tankte ich mit einem Buch und den Resten des gestrigen kakelunsj auf dem Balkon die wochentags schmerzlich vermisste Sonne. Dabei fand ich auf dem Holztisch sogar den verloren geglaubten Bleistift wieder.

Da Andi durch rapide gestiegene, fast schon unmenschliche Arbeitsanforderungen sogar den heutigen Samstag im Büro verbrachte, wollte ich ihn mit einem ausgezogenen Apfelstrudel überraschen. Der dritte Versuch glückte im rosinenreichen (für mich) und rosinenlosen (für Andi) Doppelpack nahezu ohne Löcher und enthielt neben den vor Wochen eingefrorenen, von Andi geriebenen Äpfeln auch frische, gehachelte und einige Schöpfer Apfelmus.