5. & 6.8.2014: Erste Eindrücke
Nach der planmäßigen Landung auf dem Osloer Flughafen mitten im Wald und umgeben von den herzigen roten Häusern mit weißen Dächern, die für mich seit den „Kindern aus Bullerbü” eine spezielle Bedeutung haben, brachte mich der Flybussen am Dienstag zu Mittag sicher, weil selbstverständlich angeschnallt wie alle anderen Passagiere, ins Zentrum. Die Schlüsselübergabe durch Gordon, einen irischen, multi-lingualen Arbeitskollegen desjenigen Arbesbachers, in dessen Wohnung ich bis auf weiteres unterkommen darf, brachte mir auch das unglaubliche Angebot für ein Leih-Rad ein. Andi, der Arbesbacher, ist gerade auf Urlaub und kommt am Samstag zurück. Nachdem ich mich mit Sack und Pack von der U-Bahn-Station zur Wohnung in der Nähe des Munch-Museums gekämpft hatte, richtete ich mich häuslich ein und verbrachte gut 1,5  Stunden in einem Supermarkt mit dem ersten Großeinkauf. Gordon brachte mir das Leih-Rad vorbei, wobei er selbst mit seinem Rad unterwegs war und es mir ein Rätsel bleibt, wie er 2 Räder gleichzeitig gesteuert hat, und gab mir noch einige nützliche Tipps. Nach einer sehr brenzligen Beinahe-Panne mit dem ungewohnten Herd war mir doch ein delikates Menü vergönnt. Die Fenster gehen leider nicht ganz auf, deswegen ist ein Querlüften nicht möglich, aber mittlerweile liegt nur mehr ein Hauch von überhitztem Rapsöl in der Luft. Obwohl mich der lange Anreisetag eigentlich zeitig ins Bett treiben hätte müssen, übersah ich ein wenig die Zeit. Da es erst um 21:30 dämmert, bin ich geneigt, das mangels außer-europäischer Reisedestinationen meinerseits schon als kleinen Jet-Lag zu bezeichnen.

Die Sonne geht im Moment kurz nach 5 Uhr auf, sodass es 16,5 Stunden hell ist. Allerdings wird der Tag an beiden Enden täglich um 2-3 Minuten kürzer. Bis 17.8. verlieren wir so eine ganze Stunde. Und recht viel weiter will ich gar nicht denken. Trotzdem hab ich mich heute ausgeschlafen und erst spät einen Lauf auf den Ekeberg unternommen. Wenn man schließlich oben ankommt, hat man einen beeindruckenden Ausblick auf den Oslofjord und die Chance auf ein paar wild wachsende Himbeeren. Den Nachmittag verbrachte ich bei beinah ungetrübtem Sonnenschein auf dem Balkon, auf der Suche nach einer definitiven Bleibe und mit der Planung meiner Interrail-Tour mit Couchsurfen. Ich starte am 11.8. nach Trondheim, fahre am 13.8. nach Bodo, am 15.8. nach Mo i Rana, am 17.8. über Trondheim nach Lillehammer, wo ich nur einen Tag verbringen werde, bevor es am 18.8. zurück nach Oslo geht. Nach einer Nacht in meiner derzeitigen waldviertlerischen Unterkunft mache ich mich auf nach Bergen, um eine meteorologische Freundin zu besuchen und mit ihr und ihrem Freund ein paar aufregende Tage in der Gegend zu verbringen. Auf das Fischen freu ich mich schon! Rund um den 24.8. werde ich nach Kristiansand fahren und dort noch 2 Tage bleiben, bevor ich zurück nach Oslo komme. Schließlich steht am Wochenende drauf der erste Besuch an.

Am frühen Abend holte mich heute Gordon mit dem Rad ab und zeigte mir in einer ausgiebigen Tour ein paar Gustostückerl von Oslo. Wir waren im Ausländer-Viertel, das mit günstigen und guten Obst-, Gemüse- und Fleisch-Märkten besticht (sogar die Einheimischen kaufen dort ein, was ja meist ein Qualitätskriterium darstellt), AUF der Oper (das Gebäude ist fahrradtauglich), sind die Uferpromenade entlang nach Westen bis zur „Halbinsel” Bygdoy gefahren. Dort befinden sich die königliche Residenz sowie der königliche Bauernhof inkl. Rinderherde, Steyr-Traktoren (anzunehmen...) und Landluft. Wenige 100 Meter trennen diese Idylle von den Nobelvillen der Superreichen. Und wieder wenige 100 Meter sind es von dort ans touristisch erschlossene Meer. Sogar die WC-Hütten sind rot mit weißen Dächern! Das Wasser fühlt sich zumindest an den Zehen weit wärmer als der Kamp an. Diese facettenreiche Fahrradtour hat mir zahlreiche Anregungen gegeben, was ich mir in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten genauer ansehen möchte. Danke, Gordon!!!