2.11. Mozart i Høymessen
Nach meinem traditionellen Sonntagslauf nach Bygdøy bei angenehmen 12°C und bedecktem Himmel radelte ich zur domkirke, um die Høymesse zu besuchen. Anlässlich des gestrigen Allehelgensdag (= Allerheiligen) stand die Missa brevis in C-Dur von W. A. Mozart auf dem Programm. Zu Ostern hatte ich bei dieser sogenannten „Orgelmesse” gemeinsam mit meiner Oboenlehrerin in St. Pölten mitgewirkt, sodass ich auf die norwegische Interpretation dieses Werks gespannt war. Im sammensatt orkester (= zusammengewürfeltes Orchester) suchte ich jedoch die Oboen vergeblich. Es bestand lediglich aus Streichern inkl. Kontrabass, einem Fagott, zwei Trompeten und Pauken. Nachdem die ansehnlich geschminkte Pfarrerin über ihr Headset den Gottesdienst feierlich eröffnet hatte, erklangen nacheinander das Kyrie und Gloria. Obwohl mich die perfekt intonierte, ergreifende Darbietung der Sängerknaben, unterstützt von einem Männerchor, regelrecht zu Tränen rührte, konnte ich durch den Schleier auf meinen Augen Kai, den Dirigenten des Sofienberg Musikkorps, an den Pauken erblicken. Gesteigert wurde das atemberaubende Klangerlebnis durch einige überwältigende Solostellen, bei denen ein blonder Knabe mit einer glockenhellen Stimme brillierte.

Mozart i Høymessen

Nach der Lesung, die durch den abermals bereitgestellten Begleittext mein passives Norwegisch vertiefte, schmolz ich bei der Motette „Laudate dominum” von Mozart dahin. Als die Pfarrerin das Evangelium feierlich unter Kerzenschein vom Mittelgang aus vortrug, wurde mir die Bedeutung dieses Tages für die evangelische Kirche bewusst. Beim Intro zum Offertorium „Din, o Jesus, din å være” aus dem Norsk salmebok (≈ Gotteslob) traute ich meinen Ohren kaum, als ich die Akkordfolge der österreichischen Bundeshymne zu vernehmen glaubte. Ein Blick in die Noten bestätigte jedoch die zu rasch als absurd verworfene Vermutung. Nur mit Mühe wehrte ich den ersten Impuls ab, mit „Land der Berge” anzustimmen. Im Gegensatz zu meinen Erfahrungen mit Messen in Österreich wurden wie bei jedem anderen Kirchenlied ausnahmslos alle Strophen gesungen. Trotz der bis auf den letzten Platz gefüllten Domkirche herrschte eine erstaunlich besinnliche Stille. Analog zum Waldviertler Mohnzuz werden nämlich die norwegischen Sprösslinge während der Messe mit Rosinen aus kleinen Päckchen, die mich an Tutti Frutti erinnerten, ruhiggestellt. Dagegen wurden die Erwachsenen zur Kommunion mit Mozarts „Ave verum corpus” verwöhnt.

Nachdem ich von der Pfarrerin beim Ausgang persönlich so etwas wie „Guds Fred” als Abschiedsgruß entgegengenommen hatte, widmete ich mich der Hausarbeit und fabrizierte meine ersten Buchteln mit einer Überdosis Vollkornmehl. Die bräunlichen Teiglinge gingen in der Reine aus Røa (Eintrag vom 28.9.) den Weg des geringsten Widerstandes und breiteten sich flach nebeneinander aus, sodass sie erst nach einer Drehung um 90° eine für Wuchteln adäquate Figur machten.

Am Abend setzte leichter Regen ein, der mir den Blick auf den Sonnenuntergang verwehrte. Andi erlebte ihn vor seinem Abflug in Wien bereits eine Viertelstunde später.

Oslo: 7:40 und 16:20
Wien: 6:40 und 16:35