13.8. Von Trondheim nach Bodø
Gestärkt durch ein schmackhaftes Himbeer-Müsli startete ich vollbepackt in den taufrischen, sonnigen Tag und blätterte für die Busfahrt zum Bahnhof stolze 50 NOK (ca. 6 €) hin. Im Zug nach Bodø war zunächst an Schlaf nicht zu denken, weil ich mich an der farbenprächtigen Landschaft gar nicht sattsehen konnte. Neben dem Trondheimsfjord erstreckten sich goldgelbe Weizenfelder, saftig grüne Wiesen und in der Entfernung zur Küste hin steil abfallende, bewaldete Hügel, zwischen deren Bäumen sich die malerischen Holzhäuser in den unterschiedlichen, kräftigen Farben als Kontrastpunkte abhoben. Allein die schön gepflegten Wartehäuschen entlang der Strecke stellten wahre Kunstwerke dar. Statt weiterer abgedroschener Phrasen lasse ich an dieser Stelle Bilder sprechen, aus dem fahrenden Zug aufgenommen.

trondheim

weizen

wald

ebene

wasser

Bei meiner Ankunft in Bodø erwartete mich Luna bei 20°C und Sonnenschein mit ihrem Fahrrad und wir unterhielten uns bestens während des halbstündigen Spaziergangs zu ihrem Apartment. Mit ihren 20 Jahren ist die gebürtige Dänin schon weit in der Welt herumgekommen, auch weil sie im Rahmen ihrer Ausbildung zum Zimmermann einige Praktika absolviert hat, u.a. seit 4 Monaten hier in Bodø. Sie wohnt direkt neben ihrem Arbeitsplatz und überließ mir deshalb für den nächsten Tag ihr Fahrrad. Nach einem Spaziergang zum Strand (in Flip-Flops nördlich des Polarkreises!), wo man mit Glück und Geduld gelegentlich Wale beobachten kann, wählten wir aus ihrem Fertigsaucen-Hamsterkauf beim Diskonter die Krönung für glutenfreie Spiralen. Sie umsorgte und bekochte mich äußerst großzügig und hatte Stadtpläne und Broschüren parat, die sie mir in ihr beneidenswert akzentfreies, fließendes Englisch übersetzte. Die Müdigkeit trieb mich noch vor 22 Uhr ins Bett, obwohl es draußen noch taghell war. Immerhin hat in Bodø im Juli noch die Mitternachtssonne geschienen. Luna schlief bereits wie ein Stein und wachte nicht einmal vom lautstark knarrenden Fenster auf, als ich es zumachte, um der nächtlichen Kälte und dem Fluglärm der Linien- und Militärflugzeuge zu entrinnen. Dafür überhörte ich es, als sie um 7 in die Arbeit ging. Sie vertraut ihren Mitbewohnern und Couchsurfern, die sie fast pausenlos auch während der Arbeitswoche aufnimmt, sodass sie ihr Zimmer nie absperrt und ihre Gäste angenehmerweise kommen und gehen können, wann sie möchten. Bei Luna erlebte ich eine luxuriöse Variante des Couchsurfings: ich hatte ein Bett, ein frisches Handtuch, ein Fahrrad und ein heimeliges Gefühl durch ihre natürliche, herzliche, humorvolle und kommunikative Art.

bodoemeer